Die Ju-Jutsu Sparte des MTV Vorsfelde hat Mitte Mai 2019 einen ganz besonderen Lehrgang für die Ju-Jutsukas des Niedersächsischen Ju-Jutsu Verbandes (NJJV) durchgeführt: „Selbstverteidigung in öffentlichen Verkehrsmitteln“ war das Thema. Seit Jahren kommt es immer wieder vor, dass es gewalttätige Übergriffe auf Bahnhöfen oder in Bussen und Bahnen gibt. Aus diesem Grund hatte der Referent Stefan Matthießen, 5. Dan JJ und Trainer A zu diesem Event eingeladen.
Ziel war es, die 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu diesem Thema zu sensibilisieren und einzelne Gefahrensituationen durchzuspielen. Wie verhalte ich mich beispielsweise, wenn mich mein Sitznachbar im Bus nicht aufstehen lassen will und Streit sucht? Nicht alle Hebel- oder Verteidigungstechniken, die in der Sporthalle funktionieren, können auf so engem Raum umgesetzt werden. Thomas Schreinecke der Geschäftsführer von Bischof-Reisen hatte dafür extra einen Gelenkbus zur Verfügung gestellt und informiert zu Beginn des Lehrgangs sehr eindrucksvoll über sicherheitsrelevante Aspekte aus der Sicht eines Busfahrers.
Für das Aufwärmtraining wurde der Bus gleicht miteingesetzt. Beim sogenannten „Bus Run“ mussten alle durch den Bus laufen, dabei auf Pratzen schlagen oder lockere Watschen-Angriffe abwehren. Auch die Auseinandersetzung mit offenen Händen fühlt sich im Bus ganz anders an, als in der Sporthalle – der Kreislauf kommt deutlich in Schwung. Wo setze ich mich im Bus hin? Wie kann ich die Umgebung meines Sitzplatzes für die Verstärkung von Techniken nutzen? Diese und weitere Fragen wurden im Verlauf des Lehrganges behandelt. Die Verteidigung gegen stehende Angreifer ist eine besondere Herausforderung. Meistens ist die Position des Verteidigers niedriger, als die des Angreifers und muss bei einem Angriff umgehend verbessert werden. Auch das Schlagen im Sitzen ist sehr gewöhnungsbedürftig. Durch den fehlenden Einsatz der optimalen Biomechanik des eigenen Körpers kommt die Intensität der Schläge meist nur aus dem Arm, der Schulter oder dem Oberkörper. Das hat zur Folge, dass nur sehr wenige effektive Schläge im Rahmen der Verteidigung ein-gesetzt werden können. Bei der Verteidigung gegen Messerangriffe auf so einem engen Raum kamen die Ju-Jutsuka sehr schnell an die Grenzen der Eigensicherung. In diesen Situationen muss man davon ausgehen, dass eine Verletzung im Rahmen der Verteidigungshandlung entsteht und fast unvermeidbar ist. Summa Summarum war das ein toller Lehrgang, der nicht auf der „Komfortzone Matte“ durchgeführt wurde. Unsere Ju-Jutsu Techniken konnten von den Übenden unter erschwerten Bedingungen trainiert und betrachtet werden. Das Interesse, einen solchen Lehrgang zu wiederholen war sehr groß.
Thomas Schreinecke von der Fa. Bischof-Reisen begrüßt diese Aktion und fügt hinzu: „Fahrgäste sollen sich in unseren Bussen sicher fühlen. Wir überlegen daher, auch unsere Busfahrer für solche Gefahrensituationen zu sensibilisieren.“
Ein besonderer Dank geht an den Referenten und das Busreiseunternehmen für die Bereitstellung des „Unterrichtsmaterials“.