Berichte 2022

Am 24. April fand in Lüneburg eine Benefizveranstaltung für erfahrene Kampfsportler, wie auch für Anfänger statt. Der Lehrgang stand unter dem Motto „Kampfsport für den Frieden“ und so wird dessen Gewinn auch zu 100% zu Gunsten der Opfer des Ukrainekriegs gespendet.
So vielversprechend das bereits klang, war es dann auch vor Ort. Über 70 Teilnehmer*innen und vier Hauptreferenten trafen sich auf der Matte. Dazu gehörten Mario Stapel (erster deutscher Blackbelt im Gracie/BJJ), Uwe Nettlau (6. Dan JJ, 1. Dan Judo, 1. Dan Hanbo-Jutsu), Christoph Siegel (1. Dan Judo, Vize-Europameister Judo) und Jun-Patrick Raabe (3. Dan Karate, 1. Dan Kendo, Vize-Europameister Karate).

Wie üblich begann die Veranstaltung mit Begrüßungsworten, wobei hier in einem Moment der Stille den Opfern des Krieges gedacht wurde. Nachdem der Ablauf der Veranstaltung grob erklärt wurde, ging es dann auch schon zum Aufwärmen über.
Untergliedert wurde der Lehrgang zeitlich in vier Blöcke. In jedem Block konnten sich die Sportler*innen aussuchen, welches Thema sie am meisten interessierte. Und hierbei hatten sie reichlich Auswahl. Das Angebot ging von BJJ und Fighting, über Ju-Jutsu Techniken,Prüfungsprogramm und Judo bis hin zur Selbstverteidigung. Letzteres, das in jedem Block angeboten wurde, war besonders für Anfänger interessant.
In den einzelnen Einheiten wurden die Sportler und Sportlerinnen langsam an das jeweilige Thema herangeführt, bis die Techniken immer komplexer wurden.
Es wurden für erfahrene Kampfsportler bekannte Themen aufgegriffen und vertieft, wie der Winkel der Gliedmaßen bei Hebeln, die Bedeutung der Kontrolle im BJJ und der SV oder auch Distanzen. Mit Blick auf die Distanzen wurde zum Beispiel die rote und die grüne Zone differenziert. Als Verteidiger sollte man sich möglichst in der grünen Zone aufhalten, da Schläge und Tritte des Angreifers hier nicht ihre volle Kraft entfalten können. Im Fighting ging es unter anderem um Schnelligkeit, im Judo um die richtige Belastung des gegnerischen Beins, sowie die Stabilität des eigenen Handgelenks beim Griff.
Nicht nur, aber vor allem bei der SV legten die Referenten besonderen Fokus auf Realitätsnähe. Dadurch wurden nicht bloß Techniken abgearbeitet. Die Referenten gingen beispielsweise auch auf das Täterverhalten ein, wodurch die Teilnehmenden erfuhren, wie sie einem Angreifer am besten entgegentreten. Wie entfalte ich die größte Kraft mit der geringsten Verletzungsgefahr? Was mache ich, wenn mein erster Verteidigungsversuch scheitert? Diese Fragen und mehr wurden hier von den Referenten beantwortet und von den Sportlern und Sportlerinnen schließlich praktisch geübt. Dabei hatten sie offensichtlich Freude. Doch so viel Spaß dieses Training auch machte, auf der Straße ist es immer anders. Der Angreifer ist aggressiv und es gilt auch mit dieser Aggression umzugehen. Daher legten die Referenten großen Wert darauf, auch im Training bestimmt und mit einer gewissen Aggression anzugreifen. Aber auch im BJJ betonte Mario Stapel, dass man sich bei den Techniken nicht auf einen Gi verlassen sollte, da der in einer realistischen Verteidigungssituation regelmäßig fehlt.
Der letzte Block bestand aus Randoris und alternativ einem freien Training.
Die Benefizveranstaltung war für alle lehrreich. Die Teilnehmenden haben sich untereinander viel ausgetauscht und auch auf der Matte, wo es ging, gegenseitig bei Techniken geholfen. 

Trotz, oder vielleicht gerade wegen der düsteren Ereignisse, denen dieser Lehrgang gewidmet war, herrschte in der Halle eine ausgelassene und fröhliche Stimmung. Vor allem in Zeiten wie diesen ist Freude und Offenheit von besonderem Wert. Umso schöner, wenn man damit auch noch helfen kann. Mehr als 1.500€ sammelte der KS-Lüneburg und spendet es nun an die gemeinnützige Stiftung Hof Schlüter in Lüneburg, die sich seit über 20 Jahren in der Ukraine engagiert.

 

Medienteam NJJV